Erreicht man in Vardø an der Polarmeer-Küste das Ende der Europastraße E 75, so ist man am östlichsten Punkt Norwegens angelangt. Die Stadt liegt auf der kleinen Insel Vardøya an der Barentssee und ist durch einem Tunnel mit dem Festland verbunden. Bricht man in Vadsø auf, so führt einen die E75 zunächst durch kleine Fischerdörfer wie Kallijoki und Kiberg, die bereits aus der Ferne durch ihre schönen bunten Häuser auf sich aufmerksam machen.
Jagende Seeadler sind ständige Begleiter auf der Fahrt, die schließlich am Eingang des Tunnels zur Insel Vardøya endet. Bereits hier gibt es Erstaunliches zu sehen - ein senkrecht stehender und im Boden verankerter Lastwagen markiert beeindruckend das Ende des Festlands. Der Künstler Pøbel hat hier einen ausrangierten Umzugsbus hochkant aufgestellt. Kurz darauf bauten Raben dort ihre Nester und fanden so ein ungewöhnliches Zuhause. Ein Schild mit der Aufschrift "Vardø - Ultima Thule" läßt erahnen, wohin die Reise durch den Tunnel nun gehen wird - auf die nördlichste Insel des Kontinents. Der Begriff Thule als Bezeichnung für das nördlichste Land der Welt existiert bereits seit der Antike, der Grieche Pytheas wollte das Nordland bereits entdeckt haben und so fahren wir nun zu der östlichsten Insel Norwegens und gleichzeitig nördlichsten Europas. Wir überprüfen das besser nicht, um uns nicht um die schöne Illusion der Mystik rund um Ultima Thule zu bringen und tatsächlich unterstreicht schließlich auch unsere Kraxelei durch die wilde Landschaft im Norden der Insel Vardøyal die Vorstellung vom Ende der Welt.
Diese Lage verlieh Vardø schon immer auch eine militärische Bedeutung und heute (2022) sind hier vier moderne Radarstationen in Betrieb. Während des Kalten Krieges war die Insel daher ein bedeutender Bestandteil des Frühwarnsystems der Nato. Seit 1998 befindet sich in Vardø eine Radarstation mit dem Namen Globus II zur Verfolgung von Weltraummüll. (Ihr X-Band-Radar dient allerdings auch für die National Missile Defense der USA).
Der Ultima Thule Habitus von Vardø inspiriert auch immer wieder Künstler zu herausragenden Installationen. Die Künstler Vhils und Pøbel haben hier hauswandhohe Streetart-Kunstwerke auf gegenüber liegenden Hauswänden erschaffen.
Die Drakkar-Leviathan Skulptur wurde im Sommer 2016 vom Team Taibola Assemble aus Archangelsk/Severodvinsk errichtet. Diese Installation ist Mahnmal aber auch eine Hymne an die Arktis, die Natur und die Menschen. Hat man diese außergewöhnlich Skulptur auf sich wirken lassen, so geht es weiter zum nördichsten Punkt der Insel, auf dem ein Leuchtfeuer und ein Felsenturm errichtet wurden.
Der Weg durch die Felsen ist nicht ganz einfach und wir genießen die Kletterei am Ende der Welt.
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